Die Musik beginnt und das Ensemble betritt die Bühne. Es wird gesungen oder getanzt, manchmal auch gleich mit einem Dialog eingestiegen. Auch wenn nicht alle Text haben, entsteht gleich ein Gesamteindruck durch die Kulissen im Zusammenspiel mit den Requisiten und den pantomimischen Darbietungen. Einen großen Anteil zu einem stimmigen Gesamtbild tragen natürlich auch die jeweiligen Kostüme bei. Denn was wäre Hase Harvey ohne sein Fell oder Papageno ohne sein schönes Federkleid? Mit anderen Worten: Ein Theaterstück wird erst durch passende Kostüme zu einem Ganzen.
Die Umsetzung der einzelnen Kostüme liegt seit dem Jahr 2020 in der Verantwortung von Leonie Knipp. Da auch die Vorlieben und Wünsche der einzelnen Schauspielerinnen und Schauspieler bei der Kostümauswahl Berücksichtigung finden sollen, ist dies jedes Mal aufs Neue eine besonders große Herausforderung, die mit viel Geduld und Flexibilität angegangen werden muss. Da trifft es sich gut, dass Leonie dabei auf Unterstüzung von einer „bunt gemischten Mädelsgruppe“ zurückgreifen kann, die sie stets mit einer großen Portion Humor und Kreativität begleiten.
Im Laufe der Jahre haben sich im Fundus der Freilichtbühne viele Kostüme und Kostümteile angesammelt, die nach Möglichkeit auch schon mal wiederverwendet werden. Über den Bestand des Fundus muss sich zu Beginn jeder Saison ein Überblick verschafft werden, um zu entscheiden, was vorhanden ist und was neu gekauft oder hergestellt werden muss. Natürlich muss dabei auch beachtet werden, was wem passen könnte und wo Änderungen vorgenommen werden müssen.
Bei einem Landstreicher mag es vielleicht passend sein, wenn die Hose Hochwasser hat und das Oberteil ausgeleiert ist, bei einer piekfeinen Dame hingegen sollte die Bluse dann aber schon ordentlich sein und die richtige Größe haben. Außerdem müssen die einzelnen Kostüme auch in der Gesamtschau ein stimmiges Bild ergeben und praktisch zum Spielen sein; sich zum Beispiel auch für Kampfszenen und Tänze eignen.
Jede Saison gibt es wieder neue Herausforderungen. Im Jahr 2022 mussten für das Kinderstück „Alice im Wunderland“ zahlreiche Kostüme im Stil einer Spielkarte hergestellt werden. Nach mehreren Versuchen mit unterschiedlichen Materialien wurde schließlich ein Schaumstoff gefunden, der mit einem Heißluftföhn gut bearbeitet werden konnte. Im Praxistest stellte sich dann aber heraus, dass der Zusammenbau der Kostüme doch nicht so einfach war. So waren die Kostüme vier Wochen vor der Premiere immer noch nicht fertig. Hinzu kam, dass die Kostüme nicht nur gut aussehen sollten, sondern gleichzeitig auch erprobt werden musste, ob diese halten, wenn sich die Ensemblemitglieder darin während des Stücks mehrfach auf den Boden schmeißen. So blieben Reparaturarbeiten nicht aus.
Im stressigen Bühnenalltag kommt es auch schon mal vor, dass Kostümteile oder auch ganze Kostüme plötzlich verschwinden und so unerwartet, wie sie verschwunden sind, an anderer Stelle wieder auftauchen. Da fängt man irgendwann an, sich zu fragen, ob Heinzelmännchen, Geister oder andere kleine Wesen, die Spaß an den Kostümen haben, nicht doch existieren.
Bei der ganzen Arbeit ist es wirklich gut, wenn sich diese auf mehrere Schultern verteilt, denn schließlich läuft das Ehrenamt parallel zum Berufs- und Privatleben sowie diversen anderen Alltagsverpflichtungen. So gilt für das Ressort – wie für alle anderen auch –, dass jede Hilfe willkommen ist und dankbar angenommen wird.